Der Trix-Metallbaukasten -
Historie
Die
technische Entwicklung des Trix-Metallbaukastens begann
bereits 1927, noch
unter Federführung
der damaligen Nürnberger Spielwarenhersteller Andreas Förtner
& Jürgen Haffner GmbH. Stephan Bing ergriff im Oktober
1928 die
Gelegenheit, zusammen mit einigen bewährten Mitarbeitern, das
Unternehmen Förtner
und Haffner aufzukaufen. Ihm zur Seite standen unter anderem
Persönlichkeiten
wie Siegfried Kahn, der als technischer Manager der Bing-Werke AG viel
für die
Nürnberger Spielwarenindustrie geleistet
hatte. Wesentliches Element dieses Baukastensystems war ein neuartiges,
speziell entwickeltes Drei-Loch-System,
das die Befestigung von Schrauben, versetzt
in drei Reihen je Flachband, verschränkungsfrei auf
einfache Weise
ermöglichte. Vermutlich
war die Drei-Loch-Anordnung auch Namensgeber
für das spätere Weltunternehmen Trix - jedoch ist
dieser Sachverhalt
umstritten. Unbestritten ist der überragende
pädagogische Wert
des Baukastens,
der im 20. Jahrhundert zahlreiche Generationen
an technische Berufe
herangeführt hat.
Durch
die günstigen Verkaufspreise fanden die Trix-Baukästen in Deutschland schnell
weite Verbreitung. So
waren die kleinen Anfangspackungen
vor
dem Zweiten Weltkrieg bereits für 50 Pfennige erhältlich.
Dieser Preis entsprach in etwa dem Taschengeld
damaliger Jugendlicher.
Mit etwas Übung
und Fantasie war man in der Lage, aus den
Anfangspackungen mehrere kleine Modelle
eigenständig zu
konstruieren. Dabei
half bereits das
jedem Kasten beiliegende Faltblatt mit Stückliste und Anleitungen;
für größere Bauprojekte gab
es ausführlichere Anleitungsbücher.
Hatte man Bedarf nach mehr Bauteilen, ging man in das
nächste Spielwarengeschäft und erwarb
sich
weitere Wundertüten, wie
die in Papier
eingeschlagenen Schrauben und Blechstreifen im Volksmund auch genannt
wurden.
Abb. 1: Metallbaukasten
Anfangspackung
Abb.2:
Wettbewerb 1934
Abb.3: TRIX Electro No. 12
Abb. 4: Trix Motor
(AC) mit Handschutz (1935)
Angespornt
durch die große Nachfrage steigerte Trix das
Angebot ständig
und entwarf weitere Ergänzungspackungen.
So entstanden im Laufe der
Zeit
zahlreiche Varianten von Baukästen, die je nach Inhalt und Umfang den
unterschiedlichsten Anforderungen
seiner heranwachsenden Käuferschaft
entsprachen. Vielseitige mobile Antriebselemente vom Uhrwerk
über elektrische Spulen bis zum
batteriebetriebenen Elektromotor erweiterten die Produktpalette und
erfüllten
damit auch gehobene technische Ansprüche. Allerdings blieb der
mit dem Kasten
Motosand eingeführte Schwerkraftantrieb (durch rieselnden
Sand) eine technische
Randerscheinung, er hatte
anscheinend zu wenige Anwendungsmöglichkeiten.
Dieser Kasten war, wie auch der TRIX Electro 12 (mit doppeltem Inhalt
wie
Electro 11), nur wenige Jahre
im
Verkaufsprogramm. Ab 1934 veranstaltete das Unternehmen Trix landesweite Modellbau-Wettbewerbe,
die sowohl
die Verkaufszahlen als auch
den
Erfindungsgeist der meist jugendlichen Teilnehmer förderten; mit Sicherheit war bei den
Modell-Entwürfen
auch so mancher Erwachsener im
Hintergrund beteiligt. Vielfach entstanden in dieser Zeit zahlreiche neue Konstruktionen, die in
keinem
Anleitungsbuch zu finden waren. Von diesem
Ideenreichtum profitierte wiederum der Hersteller, indem er
die besten Ideen in
die Produktpalette überführte.
Alles in allem, war das Trix-Baukastensystem dem Meccano- und Märklin-System
hinsichtlich der Variabilität
der Konstruktionsmöglichkeiten
anfangs weit überlegen.
Dennoch
hatten die Trix-Baukästen
auch ihre Schwächen. Insbesondere die schlechte
Lackierung der Bauelemente
sowie
das beiliegende unzureichende Werkzeug, gaben
immer wieder Anlass zu Kritik. Letztendlich ermöglichte
aber die einfache
Ausstattung die
niedrigen Verkaufspreise und die damit verbundenen
hohen Auflagen in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Nach
der Währungsreform im Jahr 1948 gab es eine wesentliche
Änderung im System:
Alle Gewinde wurden vom zolligen Whitworth-Gewinde auf das metrische M
3,5
mm-Gewinde umgestellt, wobei die Löcher in den Bauteilen
unverändert blieben. Ferner ging Trix dazu über, die
einzelnen Grund- und Zusatzkästen wie 1 (8941), 1A (8942), 1B
(8943), 1C
(8944), 1D (8945) und den Elektrokasten (450/11) in verschiedenen
Kombinationen
zu größeren Verkaufseinheiten
zusammenzuführen. So
erschienen in kurzen Abständen
die damals beliebten Baukästen Junior Trix, Element Trix und
Präsent Trix. In den 1960er folgten dann die
Großbaukästen Master Trix, Ingenieur
Trix, Trix Assistent. Parallel gab es weiterhin die kleinen
Grundkästen aus der
Vorkriegsepoche sowie wichtige Einzelteile wie z. B. Gummireifen (450)
in
verschiedenen Größen, die Elektromotoren (2050
für
Gleichstrom, 2060 für
Wechselstrom) sowie das aufziehbare Uhrwerk (2170) mit Vor- und
Rückwärtslauf
als alternative Antriebsvariante. Somit war das universelle Angebot des
Trix-;Metallbaukastensystems
für nahezu alle Altersstufen perfektioniert. Selbst Erwachsene
fanden Gefallen
an den interessanten und technisch vielfältigen
Konstruktionsmöglichkeiten.
Abb. 5:
Baukasten Elementrix (1960)
Abb. 6: Junior Trix (1970er Jahre)
Abb. 7:
Großbaukasten Trix Assistent
mit Motor
Trotz aller
Bemühungen - der klassische Metallbaukasten
hatte sich überlebt. Die Interessen der jugendlichen
Käuferschaft waren in den
1980er Jahren stark im Wandel begriffen. Nach einer längeren
Phase der
Stagnation folgte unmittelbar mit der Auslieferung des letzten
Baukastenmodells
(Bugatti-Rennwagen Typ 57, Auflagenhöhe: 333 Stück)
zum Jahreswechsel 1997/98
das endgültige Ende. Damit verschwand ein herausragendes
Produkt der deutschen
Spielwarenindustrie, das immerhin über einen Zeitraum von 66
Jahren Bestand
hatte. Heute strahlen die Trix-Baukästen der verschiedenen
Epochen jenen
nostalgischen Charme aus, dem sich viele nicht entziehen
können. Dies ist wohl
mit ein Grund für das in letzter Zeit angestiegene Interesse
an den alten Kästen.
Gut erhaltene Anleitungshefte und Beschreibungen spielen bei der
Käuferschar ebenso
eine wichtige Rolle.
(Michael Linnenbach)
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